Aurelia hat von 2017 bis 2020 die Stelle einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin und Sachmittel innerhalb der Arbeitsgruppe des renommierten Neurologen Prof. Randolf Menzel von der Freien Universität Berlin finanziert. Menzel untersucht die von Neonicotinoiden ausgelösten Störungen der Gehirnvorgänge bei Bienen bzw. Hummeln. Zwar konnten wissenschaftliche Ergebnisse bereits dazu beitragen, dass drei Neonicotinoide vom Gesetz her in der Anwendung eingeschränkt wurden. Jedoch sprechen sich Prof. Dr. Dr. h.c. Randolf Menzel und Aurelia weiterhin für ein Komplettverbot dieser Wirkstoffgruppe aus. Denn Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Bienen bereits bei nicht-tödlichen Dosierungen stark in ihren kognitiven Fähigkeiten (ähnlich wie Alzheimerpatienten) eingeschränkt sind.
Was sind Neonicotinoide?
Neonicotinoide (Neonics) sind synthetisch hergestellte, neuro-toxische Pestizide, die bei Insekten als Kontakt- und Fraßgifte wirken. Sie sind mittlerweile die weltweit am häufigsten angewendeten Insektizide in der Landwirtschaft. Im Mai 2013 schränkte die EU-Kommission die Verwendung von drei Wirkstoffen in Pflanzenschutzmitteln ein (z. B. kein Spritzen in die Blüte, kein Beizen von Samen bestimmter Pflanzenarten).
Die europäische Behörde EFSA (European Food Safety Authority) hat die Mehrzahl der Anwendungen von Neonics 2017 noch einmal neu bewertet. Das Ergebnis: Neonics stellen eindeutig ein Risiko für Wild- und Honigbienen dar. Diese Schlussfolgerung wurde der EU-Kommission und den Mitgliedstaaten der EU auch genau so deutlich übermittelt. Die Agrarindustrie wendet Neonics dennoch weiter an – auch weil nationale Behörden immer wieder Ausnahmegenehmigungen für eigentlich EU-weit verbotene Wirkstoffe erteilen.
Neonics als Gifte in der Umwelt
Die wasserlöslichen Neonics gelangen nach dem Auftragen in alle Teile der Pflanzen (Pollen, Nektar, Gutationssaft), in den Boden (Staubdrift) und sie sind nachweisbar in benachbarten Gewässern. Durch die unkontrollierbare Verbreitung nach der Anwendung werden auch Lebewesen vergiftet, die keine Zielorganismen sind (z. B. Schmetterlinge, die Pollen, Nektar oder Guttationswasser aufnehmen). In einer im Fachmagazin Nature veröffentlichten Studie wurden die steigenden Konzentrationen von Imidacloprid sogar in Korrelation mit der Abnahme von insektenfressenden Vögeln gebracht.
Neonics im Insektengehirn
Die komplexesten Verhaltenssteuerungen (Wahrnehmung, Lernen, Erinnern, Orientierung, Navigation, Kommunikation) finden in den Pilzkörpern des Insektengehirns über sogenannte nikotinische Acetylcholin-Rezeptoren statt. Neonics wirken auf genau diese Rezeptoren, denn sie binden an die Rezeptoren und stören damit die Reizweiterleitung. Bei höheren Dosen ist dies tödlich, bei sehr niedrigen Dosen stört es die Gehirnprozesse.
Das Forschungsprojekt
Prof. Menzel hat durch Untersuchungen an Bienen festgestellt, dass Neonics, insbesondere Thiacloprid, die Gedächtnisbildung und den Gedächtnisabruf stört. Da der Forschungsgruppe bekannt ist, über welche Gehirnprozesse diese Wirkung erfolgt, werden Registrierungen von Nervenzellen im Hummelgehirn durchgeführt, die am Auslesen des Gedächtnisses beteiligt sind. Zusätzlich wird die Hummel durch einen Intelligenztest geführt, um herauszufinden, bei welchen Dosierungen die Störungen auftreten. Dies ist für die Beurteilung der subletalen (nicht tödlichen, aber schädigenden) Wirkungen von Thiacloprid wichtig. Zudem gehen wir davon aus, dass sich der Labortest als eine generelle Methode herausstellt, subletale Wirkungen von Pestiziden (Pflanzenschutzmittel) unter standardisierten Bedingungen zu prüfen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden demnächst im Rahmen einer Doktorarbeit veröffentlicht.