Artenvielfalt und Reproduktion von Wildbienen auf Agrarflächen

Die Aurelia Stiftung finanziert für drei Jahre die Stelle des wissenschaftlichen Mitarbeiters Dr. Samuel Boff sowie Sachmittel für sein Projekt „Diversität und Reproduktion von Solitärbienen auf ökologischen und konventionellen landwirtschaftlichen Betrieben“. Das Projekt wird innerhalb der Arbeitsgruppe des renommierten Bienenforschers Prof. Manfred Ayasse von der Universität Ulm umgesetzt.

Vergleichsstudie

Pestizide verhindern die Fortpflanzung von Bienen

Ziel der Forschungsarbeit von Dr. Boff ist es zu verstehen, wie Unterschiede in landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsformen das Leben von Wildbienen beeinflussen. In seiner neuesten Publikation konnte Boff an Labortieren der Art Osmia zeigen, dass Männchen und Weibchen ihr Verhalten ändern, nachdem sie mit einer sub-lethalen Konzentration von Flupyradifuronen behandelt wurden (Boff and Ayasse, 2023). Flupyradifurone sind Insektizide, die die Signalübertragung im Nervensystem von Insekten hemmen. Mit der Verhaltensänderung einher geht auch die Änderung der Kohlenwasserstoff-Zusammensetzung auf der Körperoberfläche der weiblichen Tiere.

Wildbienen verhalten sich unterschiedlich

Die Zusammensetzung dieser flüchtigen chemischen Stoffe auf den Körpern von Bienen hat sich Boff in einer weiteren Studie genauer angeschaut. Dabei hat er die Kohlenwasserstoff-Profile von Wildbienen verglichen, die er auf konventionell bewirtschafteten Feldern und auf biodynamisch bewirtschafteten Feldern gefunden hat. Die Daten aus der Feldarbeit untermauern die Ergebnisse aus dem Labor: Wo Pestizide vorkommen, findet sich auch eine Änderung in der chemischen Zusammensetzung auf der Oberfläche der Wildbienen. Dieser Zusammenhang wiederum wirkt sich auf die Fortpflanzung der Tiere aus: Je intensiver der Kontakt mit Pestiziden ist, desto unattraktiver werden die Geschlechter füreinander. Daraus folgert Boff, dass die Bienen auf konventionell angebauten Flächen stärker vom Artenschwund betroffen sind als ihre Artgenossen auf den ökologisch bewirtschafteten Feldern. Zusätzlich bringt Boff die Daten der Bienen wie z.B. ihre Körperlänge in Verbindung mit den Eigenschaften der Lebensräume. Gibt es einen statistischen Zusammenhang zwischen der Größe der Bienen und dem prozentualen Anteil an Feldern, Wiesen und Wälder auf den Untersuchungsflächen?

Chemischer Fingerabdruck

Die aktuellen Daten dieser Studie verbessern die angemessene Bewertung des biologischen und biologisch-dynamischen Anbaus gegenüber dem konventionellen Anbau. So kann basierend auf den Ergebnissen von Boffs Studien ein nicht-letaler Test entwickelt werden, bei dem ein Abstrich der Körperoberfläche von Wildbienen genommen und dessen chemischer „Fingerabdruck“ in einem standardisierten Verfahren bestimmt werden kann. Solch ein Testverfahren wäre das erste seiner Art und ein wichtiger Schritt, um die Artenvielfalt von Bestäubern auf landwirtschaftlichen Flächen besser schützen zu können. Als starker Förderpartner des Projekts konnte erfreulicherweise die Software AG Stiftung (SAGST) gewonnen werden.

Zur aktuellen Forschungspublikation

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