Bienensterben

Häufig werden wir bei der Aurelia Stiftung gefragt, ob die Bienen tatsächlich sterben und wie schlimm es um sie steht. Darüber gibt es offenbar große Verwirrung. Öffentliche Debatten über das Bienensterben werden oft zu undifferenziert geführt – ohne zwischen den Problemen der Honig- und Wildbienen zu unterscheiden oder diese in den richtigen Zusammenhang zu stellen.

Bienensterben: Was ist dran?

Der Begriff „Bienensterben“ ist eigentlich die deutsche Bezeichnung für das sogenannte Colony Collapse Disorder Syndrom (CCD). Damit wird ein noch nicht vollständig geklärtes Phänomen bei Honigbienenvölkern beschrieben, bei dem es zu einem plötzlichen Massensterben der Bienen kommt, ohne dass dafür eine eindeutige Ursache nachweisbar wäre. Symptome sind meist ein spurloses Verschwinden ausgewachsener Arbeiterinnen im Stock. Die zurückbleibende Königin mit ihrer Brut und den Jungbienen werden dann nicht mehr ausreichend versorgt, was zum Tod des gesamten Volks führt. Besonders in den 1990er und 2000er Jahren häuften sich in den USA und hierzulande die Berichte über CCD-Epidemien, an denen Hunderttausende Honigbienenvölker zugrunde gingen.

In der Presse wird „Bienensterben“ auch dann gern als Schlagwort verwendet, wenn Imker:innen in einer Saison besonders hohe Winterverluste zu beklagen hatten. In vielen dieser Fälle ist aber nicht CCD die Ursache für das Sterben der Bienen, sondern ein zu spät erkannter Virus- oder Milbenbefall und leider häufig auch eine fehlerhafte Haltungsweise. Aufgrund der häufig wiederkehrenden Berichte über ein „Bienensterben“ nehmen einige Menschen nun fälschlicherweise an, die Honigbienen würden aussterben. Das ist keineswegs so, jedenfalls nicht, solange es Imker:innen gibt, die sich verantwortungsvoll um ihre Bienen kümmern.

Statistiken der Welternährungsorganisation (FAO) zeigen, dass sich die weltweite Anzahl an Honigbienenvölkern über die letzten 60 Jahre fast verdoppelt hat. Die Populationsentwicklung ist von Kontinent zu Kontinent allerdings sehr unterschiedlich. Während sich die Zahl der Honigbienenvölker in Asien mehr als vervierfacht hat, sank die Völkeranzahl in Nordamerika über den gleichen Zeitraum um fast 60 Prozent. In Europa ging die Bienenhaltung insbesondere in den 1990er Jahren ebenfalls stark zurück und nimmt erst seit einigen Jahren langsam wieder zu. Auch in Deutschland ist über die letzten zehn Jahre ein positiver Trend zu beobachten. Inzwischen gibt es hierzulande so viele Bienenhalter:innen wie seit 50 Jahren nicht mehr.

Wildbienen sind weltweit stark bedroht

Ganz anders sieht es bei Wildbienen und anderen wilden Bestäuberinsekten aus. Viele von ihnen sind von dem weltweit dokumentierten Insektensterben besonders stark betroffen. Laut der bekannten Krefelder Studie von 2017 ist die Masse an Fluginsekten in Deutschland über die letzten 27 Jahre um 75 Prozent zurückgegangen. Die Hälfte der etwa 565 Wildbienenarten in Deutschland steht mittlerweile auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. 70 Arten sind so gut wie ausgestorben oder bereits verschwunden. Weltweit sind rund 40 Prozent aller wirbellosen Bestäuberarten – insbesondere Bienen und Schmetterlinge – akut vom Aussterben bedroht.

Bienen auf der Intensivstation

Die Honigbiene ist zwar nicht in gleichem Maße bedroht wie ihre wilden Schwestern, liegt aber buchstäblich auf der Intensivstation. Sie kann nur überleben, weil Imker:innen sie aktiv züchten und regelmäßig gegen eingeschleppte Parasiten und Krankheiten behandeln. Imker:innen haben trotz der zunehmenden Fürsorge seit Jahren mit einer steigenden Sterblichkeitsrate ihrer Bienenvölker zu kämpfen. Das gilt insbesondere in westeuropäischen und nordamerikanischen Ländern, wo sich eine besonders intensive industrielle Landwirtschaft entwickelt hat. Ob Honig- oder Wildbiene: Der allgemein schlechte Gesundheitszustand der Bienen sollte uns allen große Sorgen machen.

Was bedroht die Bienen?

Die Ursachen für das gegenwärtige Bienen- und Insektensterben werden von den Vereinten Nationen und internationalen Expertengremien klar benannt:

  • Pestizidbasierte Intensiv-Landwirtschaft: Durch den Einsatz von Pestiziden ermöglichte Monokulturen machen aus vielen Agrarlandschaften lebensfeindliche Gebiete für Bienen, bestäubende Insekten und viele andere Arten.
  • Verlust von Lebensraum: Aufgrund des weiter steigenden Flächenverbrauchs durch den Menschen und damit einhergehender Veränderungen in der Landschaftsstruktur finden die Bienen immer weniger Rückzugsorte.
  • Eingeschleppte Bienenkrankheiten: Durch den Menschen global verschleppte Parasiten und Viren  – bei Honigbienen vor allem die aus Asien eingeschleppte Varroa Milbe – setzen den Bienen stark zu.
  • Klimawandel: Höhere Temperaturen, Dürren, Überschwemmungen sowie andere extreme Klimaereignisse und Änderungen der Blütezeit behindern die Bestäubung und führen zu Hunger und einseitiger Ernährung bei den Bienen.

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