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Erstmals CRISPR-Pflanze aus neuer Gentechnik für den Import in die EU zugelassen.

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Als erste Pflanze aus neuer Gentechnik (NGT) hat ein patentierter Mais des Agrarkonzerns Corteva (ehem. Pioneer/Dow/DuPont) eine Importzulassung der EU erhalten. Der Gentechnik-Mais mit der Bezeich­nung DP915635 produziert ein Insektengift und ist resistent gegen ein in der EU verbotenes Herbizid. Die Aurelia Stiftung erläutert, warum dies eine äußerst problematische Entscheidung ist.

 

„Risiko für Säugetiere und Insekten nicht ausgeschlossen“

Für seinen NGT-Mais „DP915635“ kombinierte Corteva alte und neue Gentechnik. Mit der Genschere CRISPR/Cas wurden zusätzliche Gene ins Erbgut der Pflanze eingeschleust. Dafür musste die Genschere aber zunächst einmal mit ‚alter‘ Gentechnik in die Zellen gebracht werden. „Dieser umständliche Weg der Genübertragung war notwendig, weil die Genschere CRISPR/Cas für den Einbau von längeren DNA-Sequenzen wenig effizient ist.“, so die NGO Testbiotech, die sich mit der Folgenabschätzung von Gentechnik beschäftigt. 1

DP915635 ist resistent gegen den Pestizidwirkstoff Glufosinat, der 2018 in der EU verboten wurde, weil ein „Risiko für Säugetiere und Insekten nicht ausgeschlossen“ werden kann.2 Das als reproduktionstoxisch (1B) eingestufte Glufosinat kann zudem das ungeborene Kind im Mutterleib schädigen. 3

Zusätzlich produziert der Gentechnik-Mais von Corteva ein Protein (IPD079Ea), das als Insektengift wirkt. Die Gensequenz für das Protein stammt aus dem tropischen Baumfarn Ophioglossum pendulum und kam bislang in der natürlichen Nahrungskette nicht vor.

In diesem Zusammenhang kritisiert nicht nur Testbiotech eine unzureichende Risikoanalyse der zuständigen EU-Behörde EFSA. Die Behörde habe sich offenbar „zu einer Art Dienstleister für bestimmte Vermarktungsinteressen entwickelt“, schrieb Testbiotech in einer Stellungnahme.9

 Auch das deutsche Bundesamt für Naturschutz (BfN) hält die „Informationen und Daten zur Toxikologie für unzureichend und Schlussfolgerungen über die Lebens- und Futtermittelsicherheit von DP915635-Mais auf Basis dieser Informationen seien verfrüht.“4

Pestizid produzierende Gentechnikpflanze oder „biologisches Pflanzenschutzmittel“?

Zusammen mit DP915635 hat die EU einen weiteren gentechnisch veränderten Mais der Firma Corteva für den Import zugelassen: DP23211 produziert ein Insektengift aus dem Bodenbakterium Pseudomonas chlororaphis sowie eine synthetische RNA, die als Pestizid wirkt, indem sie Gene abschaltet und lebenswichtige Stoffwechselwege in Insektenlarven blockiert.5

Solche sogenannten RNA-Interferenz Wirkstoffe oder RNAi-Pestizide werden von der Agrarindustrie als harmlose „biologische Pflanzenschutzmittel“ und als Alternative zu chemischen Pestiziden beworben.6

Umweltverbände warnen allerdings, dass Schäden bei Nicht-Zielorganismen durch solche durch RNAi-Pestizide nicht ausgeschlossen werden können. Beispielsweise stellte eine vom Schweizer Agrar-Kompetenzzentrum Agroscope beauftragte Studie 2019 bei einem RNAi-Pestizid gegen den westlichen Maiswurzelbohrer fest, dass der gentechnische Wirkstoff Marienkäfer in ihrer Entwicklung stört.7 Denn RNAi-Pestizide können auch bei Spezies die nicht eng miteinander verwandt sind unbeabsichtigte Effekte auslösen, sofern Sequenzähnlichkeiten im Genom vorhanden sind, wie eine aktuelle Studie zeigt.8

Mehr Insekten und mehr Nützlinge statt mehr gentechnischer Pestizide

Deshalb fordert die Aurelia Stiftung anstatt weiter auf Monokulturen und Greenwashing mit RNAi-Pestiziden zu setzen, eine Ökologisierung der Landwirtschaft. Wir brauchen Agrarlandschaften mit Pflanzen- und Insektengemeinschaften, die sich sich gegenseitig fördern. Wir brauchen abwechslungsreiche Zyklen und robuste Sorten auf gesunden, humusreichen Böden. Wir brauchen ist eine gezielte Förderung von Nützlingen statt Gentechnik ohne ausreichende Risikoprüfung.

Doppelmoral und falsche Versprechen

Die Agrogentechnik-Konzerne versprechen, dass Neue Gentechnik dabei helfen könnte, Pestizide einzusparen. Was von solchen Werbeversprechen einer Branche zu halten ist, „die davon lebt, viel Schaum zu schlagen“, so die Agrarökologin Prof. Angelika Hilbeck, zeigt eindrucksvoll gleich die erste Pflanze aus neuer Gentechnik, die eine Importzulassung der EU erhalten hat: Anstatt Pestizide einzusparen, produziert sie ein neues Pestizid und und fördert den Einsatz eines hochgefährlichen Herbizids.

Das hochgefährliche Herbizid Glufosinat in der EU zu verbieten, zugleich aber den Import einer Gentechnik-Pflanze zu genehmigen, die dagegen resistent ist, und so den Einsatz von Glufosinat weltweit fördert, ist scheinheilig.

Herbizidresistente Gentechnikpflanzen als vermeintlich billiges Tierfutter einen Freifahrtschein für den europäischen Markt auszustellen, zeugt von bemerkenswerter Doppelmoral und von agrar- und umweltpolitischer Kurzsichtigkeit der agrarpolitisch Verantwortlichen in der EU.

Von Bernd Rodekohr, Fachreferent „Biene & Gentechnik“ bei Aurelia

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