Auf der Bayer-Hauptversammlung am 28. April hat die Aurelia Stiftung den Schutz bestäubender Insekten vom Bayer Vorstand eingefordert. Sowohl Bernd Rodekohr, Leiter des Aurelia-Projekts „Schützt die Biene vor Gentechnik“, als auch unser Vorstandsmitglied Matthias Wolfschmidt erhielten vom Dachverband der Kritischen Aktionäre das Rederecht. Sie riefen die Aktionär:innen von Bayer auf, den Vorstand des Chemiekonzerns nicht zu entlasten.
Aus Sicht der Aurelia Stiftung ist es völlig inakzeptabel, dass der Konzern noch immer auf chemisch-synthetische Pestizide setzt, die den Bienen und der Biodiversität schaden. Immer mehr unabhängige wissenschaftliche Studien belegen, wie sich von Bayer vertriebene Ackergifte negativ auf Gesundheit und Lebenserwartung bestäubender Insekten auswirken. Klaus Kunz, der Nachhaltigkeitsbeaufragte von Bayer Crop Science, hat zuletzt in einem Interview mit Business Insider selbst deutlich gemacht, dass es sich bei den Werbebotschaften von Bayer um Etikettenschwindel handelt, wenn der Konzern behauptet, seine Produkte seien sicher für die Umwelt, „wenn sie gemäß den Anweisungen auf dem Etikett angewendet“ würden: „Aber wenn man darüber nachdenkt – ein Insektizid ist sicher für die Umwelt – ist das ein Witz. Es ist so konzipiert, dass es nicht sicher für die Umwelt ist.“
Die Sachlage ist aus Sicht der Aurelia Stiftung eindeutig. Mit seinen umweltschädigenden Geschäftspraktiken trägt Bayer zum Artensterben maßgeblich bei. Anders als von Bayer-Spitzenfunktionären auch auf der Hauptversammlung behauptet, ist die Bayer-Agrarsparte einer der größten Gefährder der weltweiten Ernährungssicherheit. Denn Agrarchemikalien töten oder schwächen unzählige bestäubende Insekten, die für stabile Ernten und (Agrar-) Ökosysteme unverzichtbar sind. Auch Agrogentechnik mit ihren unkalkulierbaren Ökosystemrisiken ist keine Lösung. Dennoch entlasteten die Aktionär:innen von Bayer trotz vieler Plädoyers nicht nur von Aurelia, sondern auch anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen, den Vorstand und den Aufsichtsrat.
Mit den drei anderen Global-Playern Syngenta Group, Corteva und BASF teilte sich Bayer 2018 etwa 70 Prozent des Weltmarktes für Pestizide und 57 Prozent des Saatgutmarktes. Aurelia als die gemeinnützige Stiftung für den Schutz aller Bienen, bestäubenden Insekten und einer die Welt auch in Zukunft ernährenden Biodiversität verlangt von allen Agrarindustrie-Playern gemeinwohlverträgliche Geschäftspraktiken. Wer das weltweite Artensterben bekämpfen will, darf sich auf keinen Fall von Bayers irreführender Werbebotschaft „Science for a better life“ blenden lassen.