Für sein vorbildhaftes Verhalten im Angesicht von vier Tonnen Glyphosat-belasteter Honigernte ist Imker Sebastian Seusing mit dem Goldenen Stachel des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbunds (DBIB) ausgezeichnet worden.
Die Preisvergabe fand im Rahmen der diesjährigen Celler Imkertage statt. Da Sebastian Seusing selbst nicht anreisen konnte, nahm Johann Lütke Schwienhorst, Agrarreferent der Aurelia Stiftung, den Preis stellvertretend entgegen.
DBIB-Präsidentin Annette Seehaus-Arnold überreichte den Preis und begründete die diesjährige Wahl des Preisträgers so: „Familie Seusing hat den Preis verdient. Für Ihren Mut, das Thema belasteter Honig mit Pestiziden, hier vor allem Glyphosat, in die Öffentlichkeit zu tragen. Dieser Mut bedeutet für die Familie die Bedrohung ihrer Existenz. Wir fordern ein Anwendungsverbot von Glyphosat in blühende Pflanzenbestände zum Schutz unserer Bienen und endlich einen verlässlich funktionierenden Bienenschutz.“
Die persönliche Übergabe an den Geehrten und seine Ehefrau Camille Seusing fand nun vor Kurzem im Bienengarten der Aurelia Stiftung in Berlin-Grunewald statt. Das Ehepaar Seusing bedankte sich bei dem DBIB und insbesondere seiner Präsidentin Annette Seehaus-Arnold für diese besondere Ehrung und die immense solidarische Unterstützung, die sie vonseiten der Aurelia Stiftung, dem DBIB und so vielen Imkerkolleg*innen in den letzten Monaten erfahren haben.
Der Goldene Stachel wird seit 2010 vom DBIB vergeben. Die ausgewählten Preisträger*innen sind „Personen, die sich in besonderer Weise für die Belange der Bienen und der Imkerei eingesetzt haben“. Daneben wird auch der „Schwarze Pinsel“ verliehen – ein Preis für denjenigen, der durch seine Entscheidungen der Imkerei am meisten geschadet hat. Die wohl prominenteste Preisträgerin des Schwarzen Pinsels ist Bundeskanzlerin Angela Merkel, die den Negativ-Preis auf dem Großimkertag Soltau im Jahr 2013 verliehen bekam.
Glyphosat in blühenden Pflanzen: Ein systemisches Problem
Die Preisverleihung erfolgte, nachdem Sebastian Seusing Anfang Januar mit einer Protestaktion vor dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) für internationale Medienaufmerksamkeit gesorgt hatte. Mit Unterstützung der Aurelia Stiftung, des DBIB sowie des Europäischen Berufsimkerbundes hatte er seine mit Glyphosat verunreinigte Honigernte demonstrativ vor dem BMEL abgestellt und einen Teil davon auf der Eingangstreppe des Ministeriums verschüttet.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hatte daraufhin mit einer Stellungnahme geantwortet, in der es den Glyphosat-Schaden der Imkerei Seusing als „Einzelfall“ abtut. Dem widerspricht die Aurelia Stiftung ausdrücklich: Tatsächlich handelt es sich Glyphosatbelastungen von Honig um ein systemisches Problem. Das zeigt sich schon allein daran, dass Pestizidhersteller in Deutschland nach wie vor Anwendungsempfehlungen für Glyphosat-Mittel in blühende Pflanzenbestände herausgeben dürfen.
Die bisher nur sporadisch erfolgten Untersuchungen in den Bundesländern Brandenburg und Niedersachsen deuten darauf hin, dass etwa drei Prozent des dort produzierten Honigs über den erlaubten Glyphosat-Höchstgrenzwert belastet sind. Überträgt man diese Statistik auf die gesamtdeutsche Honigernte von jährlich über 25 Millionen Kilogramm, kommt man auf etwa 750.000 Kilo Honig pro Jahr, die den erlaubten Glyphosat-Grenzwert überschreiten. Diese enormen Belastungen, die die Gesundheit der Bienen sowie die Reinheit und Verkehrsfähigkeit der Bienenprodukte gefährden, können nur durch ein konsequentes Verbot von Pestizidanwendungen in blühende Pflanzen vermieden werden.
Als Anwältin der Biene unterstützt die Aurelia Stiftung die Imkerei Seusing bei ihrer Schadensersatz-Klage und fordert vom Gesetzgeber einen angemessenen Schutz für Bienen und Imkereien vor Pestizidbelastungen. Bitte leisten Sie mit Ihrer Spende einen Beitrag, damit wir die Prozesskosten finanzieren und einen rechtlichen Schutzanspruch für Bienen und Imkereien durchsetzen können.